09.05.2015

Pieris mannii (MAYER, 1851) und Eilema caniola (HÜBNER, [1808]) im südlichen Niedersachsen - Boten des Klimawandels?

Thomas Meineke

Der ponto-mediterrane Weißling Pieris mannii ist vom Kleinen Kohlweißling Pieris rapae - eine der häufigsten Tagfalterarten des Offenlandes in Deutschland - nur bei genauerem Hinsehen und selbst dann nicht immer zweifelsfrei zu unterscheiden. Dies nicht bedenkend und ihn weit abseits der geglaubten Hauptverbreitung auch nicht erwartend, lässt diesen Schmetterling oft unerkannt bleiben.

Erst eine seit der Jahrtausendwende zu beobachtende und ab 2008 auch in Deutschland registrierte Ausbreitung sensibilisierte den Verfasser bei seinen regelmäßigen Kontrollgängen im Haus- und Forschungsgarten. Im September 2014 belohnten Funde von Faltern und Eiablagen dieser Weißlingsart den geweiteten und von Vorurteilen befreiten Blick. Gemäß den verfügbaren Informationen über den aktuellen Stand der Nachweise bildete der besagte Haus- und Forschungsgarten im Fundjahr das nördlichste Habitat von Pieris mannii.

Das unzureichende Wissen über die historische Verbreitung und Populationsdynamik erschweren eine Bewertung der vermehrten Wahrnehmungen abseits der lange Zeit als statisch betrachteten Arealgrenzen. In Anbetracht der zweifelsfrei erheblichen ökologischen Potenz von Pieris mannii lässt sich nicht ausschließen, dass der Falter bereits in zurückliegenden Perioden klimatisch günstiger Jahre nordwärts gerichtete Vorstöße unternahm. Die Durchforstung von Sammlungen könnte bei der Beantwortung dieser Frage helfen.

Wie beim Südlichen Kleinweißling gelangen im Haus- und Forschungsgarten auch Nachweise des Blassgrauen Flechtenbären Eilema caniola. Tageslichtscheue, geringe Größe und unauffällige Zeichnung erschweren seine Entdeckung, wenn er in lediglich geringer Populationsdichte auftritt.

Unter optimalen Entwicklungsbedingungen neigt dieser Nachtfalter zu Massenentwicklungen. Seinen dann gesellig an und in Bauwerken mit reichlichem Flechtenbewuchs in Erscheinung tretenden Raupen verdanken wir die meisten Nachweise. Wintermildes Wetter und feuchtwarme Sommer begünstigen die Nahrungsgrundlage der Larven und infolgedessen Populationszuwachs sowie Ausbreitungserfolg. Auch in diesem Falle scheint der Haus- und Versuchsgarten den bis zum Jahr 2014 nördlichsten Fundpunkt zu markieren.

Quelle

Meineke, T.  (2015): Pieris mannii (MAYER, 1851) und Eilema caniola (HÜBNER [1808]) im südlichen Niedersachsen (Lepidoptera, Pieridae, Noctuidae). Entomologische Nachrichten und Berichte 59: 43-48. [PDF]

 In Anlehnung an den treffenden englischen Trivialname für Pieris mannii.

 

 

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